Belletristik,  Rezension

|Rezension| Hard Land – Benedict Wells

Nach „Vom Ende der Einsamkeit“ ist Benedict Wells aus vielen Bücherregalen nicht mehr wegzudenken. Seitdem bekannt wurde, dass im Februar 2021 ein neuer Wells erscheinen würde, fiebern wohl viele – so wie es auf mich scheint – seinem neuesten Roman „Hard Land“ entgegen. Dabei bedient sich Wells einem Genre, dass in den letzten Saisons auf einem aufsteigenden Ast zu sein scheint: Der Coming-of-Age-Roman.
Wie es oft so ist, werden Bücher von gehypten Autor*innen kontrovers diskutiert. So auch „Hard Land“ – bereits vor Erschienen zeichneten sich innerhalb der Blogger*innenszene einige unterschiedliche Meinungen ab. Mittlerweile ist „Hard Land“ erschienen, sodass ich euch endlich auch meine Meinung verraten darf.


Hard Land
von Benedict Wells
erschienen im Diogenes Verlag
Hardcover (24€)
352 Seiten


Der Inhalt

Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden. Eine Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme wie ›The Breakfast Club‹ und ›Stand By Me‹ – die Geschichte eines Sommers, den man nie mehr vergisst.

Popkultur und Coming-of-Age – wie passt das zusammen?

In den letzten Monaten und Wochen habe ich einige Coming of Age Romane gelesen und musste für mich selbst feststellen, dass ich mittlerweile wohl einfach schlicht zu alt für solche Bücher bin. Die Themen – erste Liebe, Freundschaft, Familienkonflikte – werden immer wieder auf eine ähnliche Weise verwendet. Auch Wells orientiert sich an den gängigsten Emotionen und Situationen, die ein/e Heranwachsende*r durchlebt. Dabei verrät Wells bereits im ersten Satz des Buches, welche emotionalen Konflikte sein Protagonist Sam bewältigen muss:

„In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“

S. 11

Freundschaft, die erste Liebe, der erste Tod – Themen, die Wells innerhalb seines Romans „Hard Land“ thematisiert. All dies erlebt Sam in seinem letzten Sommer als Schüler. Doch statt hierbei auf die Gegenwart zurückzugreifen, versetzt Wells seinen Protagonisten in die 80er Jahre. Doch nicht in einer deutschen Kleinstadt, sondern in Missouri. Wodurch sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen: Die Hommage an das Lebensgefühl der 80er, die Wells somit in seinem Roman einwebt, sind regelrecht greifbar. Man spürt immer wieder die Faszination Wells für dieses Jahrzehnt und ihrer Kultur/Musik. Einen Aspekt, den ich während des Lesens wirklich sehr mochte.

Für mich kam „Hard Land“ genau zum richtigen Zeitpunkt, weshalb ich mich gut unterhalten fühlte und mich in die Handlung hineinversetzen konnte. Die kritischen Stimmen, die es zu diesem Buch gibt, kann ich allerdings vollkommen nachvollziehen. Die Idee von „Hard Land“ ist weder perfekt noch sonderlich neu. Klischees werden abgearbeitet, altbekannte emotionale Konflikte dargestellt. Aber besonders der Plotstrang der kranken Mutter hat Wells für mich wieder einmal hervorragend ausgearbeitet – wenn er eins kann, dann sind es Emotionen hervorrufen, die ganz tief in einem lauern. Das habe ich spätestens bei „Vom Ende der Einsamkeit“ festgestellt. Mit dem Tod der Mutter fing allerdings für mich „Hard Land“ ebenfalls an zu schwächeln, es verlor für mich etwas an Raffinesse – die Handlung wurde mir schlicht zu vorhersehbar (und gleichzeitig zu überdreht). Die Entwicklung des folgende Plots war zwar prinzipiell in Ordnung und auch nachvollziehbar, aber eben nichts neues.


Wenn ihr bisher wenige Coming-of-Age-Romane gelesen habt, dann werdet ihr bei „Hard Land“ auf eure Kosten kommen. Stilistisch betrachtet lässt es sich sehr angenehm lesen und gleichzeitig unterhält es einen gut. Ich hatte mit „Hard Land“ einige schöne Lesestunden – auch wenn es mich zuletzt nicht hundertprozentig überzeugen konnte.


Eure Isa.

One Comment

  • Zeilentänzerin

    Hey Isa, ich konnte mich in deiner Rezension total wiederfinden. Mir ging es mit „Hard Land“ ja total ähnlich. Es ist einfach keine ausßergewöhnliche oder neue Idee und es ist ziemlich typisch für Coming-of-Age. Auch wenn ich einige Metaphern wieder sehr gelungen fand.

    Zeilentänzerin

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