Lesemonat

Lesemonat – JUNI

Schon wieder ist ein Monat vorüber – ein sonniger und viel zu heißer Monat, den ich, trotz jeder Menge Unistress, zum Lesen genutzt habe. Dazu leistete allerdings auch die #letsreadpearson-Challenge ihren Teil bei, denn im Juni gab es bei Instagram eine gemeinsame Leserunde, um die „Chroniken der Verblieben“ einmal komplett zu lesen. Wie ihr wisst, habe ich den ersten Teil bereits letzten Monat gelesen. Aber nicht nur die restlichen Teile der „Chroniken der Verbliebenen“ habe ich diesen Monat gelesen, sondern auch viele weitere Bücher. Insgesamt habe ich sieben Bücher beendet – in Seitenzahlen ausgedrückt sind das ganz genau 2444 Seiten und somit nochmal eine Steigerung zum Vormonat. Ob diesen Monat Tops und Flops dabei waren, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.



1. Stella – Takis Würger (Rezension)
2. Liebe in Lourdes – Sophie von Maltzahn (Rezension)
3. Das Herz des Verräters – Mary E. Pearson
4. Die Gabe der Auserwählten – Mary E. Pearson
5. Der Glanz der Dunkelheit – Mary E. Pearson
6. Rendezvous mit einem Oktopus – Sy Montgomery
7. Die einzige Geschichte – Julian Barnes (Rezension folgt)


Begonnen habe ich meinen Lesemonat Juni mit einem Reread von „Stella“. Takis Würgers Roman wurde kurz in einem Uniseminar zu #relevanteliteraturwissenschaft (verschiedene Seminarergebnisse könnt ihr unter dem Hashtag auf Twitter nachlesen) thematisiert und ich wollte in einem Kurzreferat näher darauf eingehen. Ich stellte mir die Frage, in wie weit Würgers Figur von der historischen Figur Stella Goldschlag abgewichen ist und ob dies unter dem Deckmantel „Fiktionalität“ erlaubt ist. Meine Meinung zum Buch hat sich seit diesem Referat geändert und ich überlege, ob ich euch nicht einen Blogpost dazu schreiben und noch einmal näher auf das Thema eingehen soll. Hättet ihr Interesse daran?

Im Laufe des Junis erreichte mich zudem Überraschungspost vom Kiwi-Verlag. Was drin war? Das Buch „Liebe in Lourdes“ von Sophie von Maltzahn. Leider konnte mich ihr neuestes Buch nicht überzeugen. Sowohl der Sprachstil als auch die Protagonisten konnten mich weder fesseln noch friedlich stimmen. Ich war durchgängig von Kassandras egoistischen und viel zu aufgebauschten Art genervt. Der Höhepunkt der Enttäuschung war jedoch der Umgang mit körperlich beeinträchtigten Menschen. Statt sie in den Vordergrund zu rücken, wurden sie vielmehr als ein Mittel zum Zweck angesehen, um das eigene Karmakonto zu füllen – ein Punkt, der für mich leider gar nicht ging. Meine ausführliche Rezension zu „Liebe in Lourdes“, die auch weitere Meinungen zur Thematik enthält, habe ich euch in der Übersicht verlinkt.

Nach „Liebe in Lourdes“ sehnte ich mich nach einem Buch, dem ich etwas versöhnlicher gegenüberstand. Da kam mir die Challenge #wereadpearson ziemlich gelegen, denn den ersten Band hatte ich, wie bereits oben erwähnt, im Mai gelesen und obwohl mir der erste Teil zum Teil zu viele längen aufwies, konnte mich doch der Cliffhanger überzeugen und ich wollte wissen, wie es weiter geht. Tatsächlich konnte mich Teil zwei auch wirklich wieder überzeugen. Achtung Spoiler! Lias Überlebenskampf im Sancctum fesselte mich so ziemlich von der ersten Seite an und ich wollte wissen, ob sie lebend nach Hause kommt und welcher Mann dabei an ihrer Seite sein wird. Spoiler Ende! Konnte mich Band 2 überzeugend, war die Freude mit Band 3 und 4 schnell wieder dahin. Rückblickend hat Band 3 kaum die Handlung vorangebracht, sondern diente vielmehr als Lückenfüller, um irgendwie räumliche Veränderungen darzustellen. Ebenso zog sich in Band 4 die Haupthandlung zu sehr und das große Finale wurde zu schnell abgehandelt. Da wäre definitiv mehr Luft nach oben gelesen.
Wirklich schade, denn ich mochte die Charaktere, sowie ihre Entwicklungen, wirklich gerne und der sprachliche Stil von Mary E. Pearson war sehr angenehm zu lesen. Schön für zwischendurch, aber leider kein Fantasy-Meisterwerk.

Mein sechstes gelesenes Buch „Rendezvous mit einem Oktopus“ von Sy Montgomery hatte ich tatsächlich schon im Mai angefangen zu lesen, aber es nach etwa 160 Seiten wieder beiseitelegen müssen. Neuer Monat, neue Chance – ich wurde nicht enttäuscht, denn „Rendezvous mit einem Oktopus“ steckt voll mit Fakten über Oktopoden (ja, das ist die korrekte Pluralform von Oktopus), die man so nie erwartet hätte. Oder hättest du gedacht, dass Oktopoden blaues Blut haben? Faszinierend, oder?
Aber nicht nur biologische Fakten standen im Vordergrund des Buches, sondern auch das Leben von Tierpflegern mit Oktopoden – allen voran Sy Montgomery selbst, die ihre ganz persönliche Liebe zu diesen wundervollen Meeresbewohnern entdeckt hat. Man erlebt sowohl die Freude, die sie Tag für Tag gespürt hat, als auch den Schmerz, wenn ein Oktopus gestorben ist.
Allerdings störte es mich, dass einige Aspekte mehrfach wiederholt wurden. Dadurch hatte ich leider das Gefühl, dass Montgomery der rote Faden verloren gegangen ist und sie zwischenzeitlich die Orientierung verloren hat.

Sieht man allerdings über diesen Aspekt hinweg, hat man einige wundervolle Lesestunden, die den Wunsch erzeugen, einen Oktopus streicheln zu wollen.

Das letzte gelesene Buch im Juni war „Die einzige Geschichte“ von Julian Barnes. Im Mittelpunkt der Handlung steht Paul, der über die Liebe in seinem Leben philosophiert und die unterschiedlichen Zustände der Liebe reflektiert. Dabei steht immer folgende Frage im Fokus:

„Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden?“

Als 19-jähriger Junge verliebt sich Paul in eine ältere Frau, die seine Mutter sein könnte. Die Probleme, die aufgrund dieses Altersunterschiedes entstehen können, stehen dabei zumeist im Fokus, auch wenn die junge Liebe einen ebenso großen Teil des Handlung einnimmt.
Ich mochte die Art und Weise wie Barnes seinen Protagonisten über die erste Liebe nachdenken ließ und deren Einfluss auf sein gesamtes Leben reflektierte. Dabei geht Barnes in drei Schritten vor, die jeweils unterschiedliche Lebensabschnitte darstellen und um die einzelnen Situationen besser untermauern zu können, wechselt er gezielt zwischen den einzelnen Erzählperspektiven hin und her und zieht den/die Leser/in somit mitten in das Buch hinein. Dabei verwendet er sowohl den Ich-Erzähler als auch eine Selbstanrede in der Du-Form, die ganz neue Entwicklungen ermöglichen.
Ich mochte „die einzige Geschichte“ sehr und werde euch in den nächsten Tagen meine Meinung noch einmal ausführlich niederschreiben.

Im Großen und Ganzen gab es kaum Ausreißer nach oben oder unter (außer natürlich „Liebe in Lourdes“). Daher ist auch diesen Monat kein Jahreshighlight dabei, aber wer weiß, was mich im Juli erwarten wird. Ich bin gespannt!

Eure Isa.

Noch nicht genug Leseempfehlungen? Dann schau mal hier: meine Halbjahreshighlights 2019!

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