Rezension,  Sachbuch

Die Nacht, in der die Mauer fiel

Normalerweise rezensiere ich keine Bücher, die ich für die Uni gelesen habe. Doch bei „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ möchte ich eine Ausnahme machen – wenn ich mich versuche, an meine Schulzeit zu erinnern, fällt mir auf, dass ich relativ wenig zur DDR und den Mauerfall gelernt habe. Umso glücklicher bin ich, dass ich dieses Semester ein Seminar zum Mauerfall und die Wiedervereinigung Deutschlands besuche. Im Fokus des Seminars steht die literarische Verarbeitung des Mauerfalls und die nachfolgende Zeit. Unser Seminarplan ist breit gefächert – da sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein. So wurde ich auch auf „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ aufmerksam.


Allgemeine Infos zum Buch

Titel: Die Nacht, in der die Mauer fiel
Herausgeber: Renatus Deckert
Seiten: 239
Verlag: Suhrkamp Verlag 
Preis: Taschenbuch (8,90€)

Zum Inhalt

Der 9. November 1989 ging in die Geschichtsbücher ein: Die auf einer Pressekonferenz der DDR-Regierung irrtümlich verlesene Mitteilung, Reisen in den Westen seien ab sofort möglich, löste einen Sturm auf die Berliner Mauer aus, dem sich die Grenzsoldaten nicht widersetzen konnten. Nach 28 Jahren öffnete sich der Eiserne Vorhang. Wer die Nacht, in der die Mauer fiel, nicht verschlief, feierte auf den Straßen von Berlin.
25 Autoren aus Ost und West lassen die historische Nacht Revue passieren. In persönlichen Texten, die eigens für dieses Buch geschrieben wur­den, erzählen sie, was sie erlebten, was sie fühlten und wie sie sich heute daran erinnern.
Mit Texten von u.a. Jürgen Becker, Marcel Beyer, Volker Braun, Friedrich Christian Delius, Durs Grünbein, Reinhard Jirgl, Katja Lange-Müller, Michael Lentz, Robert Menasse, Emine Sevgi Özdamar, Katja Oskamp, Thomas Rosenlöcher, Kathrin Schmidt, Antje Rávic Strubel, Uwe Tellkamp und Hans-Ulrich Treichel.


Meine Meinung

„Die Nacht, in der die Mauer fiel“ beinhaltet Essays verschiedener AutorInnen. Ostler und Westler, Jung und Alt – alle versuchen, auf ihre ganz eigene Art und Weise, den 9. November 1989 zu beschreiben. Im Zentrum stehen hierbei vor allem ihre Gefühle, ihre Handlungen und ihre Erinnerungen an diesen historischen Donnerstag im November. Eins wird immer wieder deutlich: viele der AutorInnen können sich nur kaum oder gar nicht mehr an die Nacht des 9. Novembers erinnern. Die Fernsehbilder, die Jahr für Jahr wiederholt werden, haben sich Stück für Stück in ihre eigene Erinnerung eingebrannt und diese langfristig verfälscht. Umso spannender erscheinen die beschriebenen Tage/Handlungen dem Leser, denn die einzelnen AutorInnen hinterfragen nicht nur ihre Erinnerungen, sondern auch ihr eigenes Verhalten in Bezug auf die Vorgänge innerhalb der DDR und die spätere Wiedervereinigung.
Dadurch, dass sowohl Ostler als auch Westler von ihren Erlebnissen berichten, wirken die einzelnen Erzählungen intensiv nach und eine breitgefächerte Erinnerungskultur wird möglich. Vor allem die große Frage nach der Wiedervereinigung (und ihre Folgen) stehen immer wieder im Mittelpunkt, denn die AutorInnen rekapitulierten 20 Jahre später den 9. November.
Dabei stellte sich mir immer wieder eine Frage: Wie sie wohl heute – 30 Jahre später – darüber schrieben würden. Ob ihre damalige Meinung und ihre Gefühle heute noch genauso wären? Können 10 Jahre das Empfinden verändern?

Fragen, die einem „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ nicht beantworten, die einen aber, mit beenden des Buches, nicht so recht loslassen wollen.
Für „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ möchte ich euch gerne eine Leseempfehlung aussprechen!

Eure Isa.

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