Lesemonat

Lesemonat – JUNI & JULI

Prüfungen und Umzug haben meinen Blog regelrecht zum Erliegen gebracht. Fast zwei Monate lang erschien hier kein einziger Beitrag – ich hatte nicht mal die Zeit oder besser gesagt die Nerven, einen entsprechenden Beitrag zu schreiben und euch über die Umstände aufzuklären. Dementsprechend gab es auch keinen Lesemonat für Juni und Juli. Doch statt euch die Beiträge einzeln hochzuladen, möchte ich etwas Neues ausprobieren und die Lesemonate in einem Beitrag verbinden.
Aber schauen wir doch mal, wie erfolgreich die einzelnen Monate waren.


JUNI


Entgegen des Julis – ihr werdet es gleich sehen – war mein Juni lesetechnisch noch recht erfolgreich. Insgesamt 5 Bücher und 1808 Seiten habe ich im Juni gelesen. Eine Summe, die ich so schon lange nicht mehr zusammenbekommen habe. Glücklicherweise waren auch einige Bücher dabei, die mir ziemlich gut gefallen haben (sogar ein Jahreshighlight konnte ich im Juni für mich entdecken).


Die Nickel Boys – Colson Whitehead
Das rote Adressbuch – Sofia Lundberg
Dunkel – Ragnar Jónasson*
Am Beispiel meines Bruders – Uwe Timm
Die Tribute von Panem X – Suzanne Collins*


„Die Nickel Boys“ von Colson Whitehead musste ich mir erarbeiten: Die Sprache, die Handlung und die Charaktere – alles war recht komplex beschrieben, sodass ein einfaches Herunterlesen nicht möglich war. Aber grade dies hat dem Plot und vor allem dem Schicksal der Protagonisten gut getan, denn „Die Nickel Boys“ greift ein wichtiges Thema auf: die Besserungsanstalten für junge Männer Anfang der 60er Jahre – brisant wird dieses zusätzlich durch den Protagonisten, denn er gehört der Schwarzen Community an.
Generell und besonders in der aktuellen Zeit ein extrem wichtiges Buch, dass ihr lesen sollte – auch wenn es erarbeitet werden muss.

Ein kompletter Gegensatz zu „Die Nickel Boys“ stellt „Das rote Adressbuch“ von Sofia Lundberg dar. Ein sehr bewegender und emotionaler Roman, in dem wir die Protagonistin Doris begleiten, die ihre einzelnen Lebensstufen niederschreibt. Für mich definitiv ein Jahreshighlight, was ich so wirklich nicht erwartet hätte. Mich hat „Das rote Adressbuch“ sehr berührt – mehrfach liefen mir die Tränen über die Wangen, sodass ich Pausen einlegen musste. Absolute Leseempfehlung!

Im Juni wurde es mal wieder Zeit für eine Thriller: „Dunkel“ von Ragnar Jónasson – der Auftakt einer neuen Thrillertrilogie, die entgegen der üblichen Erwartung nicht chronologisch erzählt wird, sondern vielmehr startet wir hier mit Band 1 quasi am Ende der Handlung, denn im Laufe der einzelnen Bände lernen wir zunächst Hulda als 60 jährige Frau kennen. In Band drei ist sie ca. 25 Jahre jünger. Diese kleine Raffinesse konnte mich direkt von dieser Reihe überzeugen – ich wollte unbedingt wissen, wie der Autor diese Idee umgesetzt hat. Band 1 baut dabei eine Grundlage für die folgende Handlung auf, denn wir lernen Hulda kennen, sodass der ursprüngliche Fall nicht unbedingt Spannung aufweist – was allerdings nicht bedeutet, dass „Dunkel“ nicht lesenswert ist. Die psychologischen Aspekte, die über Hulda ausgesagt werden, empfand ich als sehr faszinierend und besonders das Ende des Thrillers hat mich sprachlos zurückgelassen. Damit hätte ich so nicht gerechnet.
Band 2 habe ich mittlerweile auch schon gelesen, aber dazu bald mehr.

Was macht es mit einer Familie, wenn der Sohn sich bewusst für die SS entscheidet und für den Nationalsozialismus in den Krieg zieht. Dies versucht Uwe Timm in „Am Beispiel meines Bruders“ aufzuarbeiten, denn sein Bruder, den er kaum kannte, entschied sich für den beschriebenen Weg. Ich empfand es als sehr interessant, die damalige Zeit aus dieser Perspektive zu lesen und zu erfahren, welche weitreichenden Folgen dies für eine gesamte Familie haben kann.

Ursprünglich wollte ich den neuen Teil der Tribute-Saga nicht lesen. Zumal mir der Preis für das Hardcover doch recht hoch vorkam – zufällig ergab sich mir die Möglichkeit, dass ich das Buch als E-Book lesen durfte und hab es dann doch recht schnell verschlungen. Ich muss sagen, dass ich Snow von Anfang an als recht interessanten Charakter wahrgenommen habe und war auch recht interessiert zu erfahren, warum er so geworden ist, wie wir ihn eben in der Trilogie kennengelernt haben.
Letztendlich muss ich sagen, dass „Panem X“ einige Längen aufgewiesen hat, die der Handlung nicht unbedingt gutgetan haben. Zwar war Snows Charakterentwicklung nachvollziehbar und zu gewissen Zeitpunkten fand ich ihn sogar recht sympathisch, doch gegen Ende des Buches wurden zu viele Entwicklungen in zu kurzer Zeit abgehandelt, sodass es recht schnell chaotisch wirkte und der vorher mühselig aufgebaute Eindruck darunter gelitten hat. Am Faszinierendsten waren für mich wohl die Distrikte, das Capitol und die einzelnen Familiennamen, die wir aus der Trilogie schon kennen, in einer anderen Zeit zu erleben und zu sehen, wie sich alles entwickelt hat.
Ein interessantes Prequel, dass man jedoch nicht gelesen haben muss.


JULI


Dank Prüfungsstress und den direkt darauffolgende Umzug hatte ich einfach keine Zeit und auch keinen Nerv zum Lesen. Das spiegelt sich auch in meinen gelesenen Bücher wider: Im Juli habe ich insgesamt 3 Bücher (848 Seiten) gelesen, die ich alle in der ersten Hälfte des Monats beendet habe. Drei recht verschiedene Bücher, die mich zum Teil leider gar nicht abholen konnten: welche Bücher das sind, erfahrt ihr im Folgenden.



three woman / drei Frauen – Lisa Taddeo
Der Anhalter – Gerwin van Werf
Loyalitäten – Delphine de Vigan


Auf „Drei Frauen“ von Lisa Taddeo habe ich mich Anfang des Jahres besonders gefreut. Die Ernüchterung trat allerdings recht schnell auf, als ich die ersten Rezensionen von Blogger*innen gelesen habe, deren Meinung ich recht blind vertraue. Im Juli wollte ich mich nun – mit etwas Abstand – selbst daran trauen und meine eigene Meinung bilden. Und was soll ich sagen. Statt der beworbenen feministischen Literatur erhält man vielmehr ein Buch über unterdrückende Beziehungen, in denen Frauen eben nicht ihre sexuellen Neigungen ausleben können. Bei genauerem Blick fällt vielmehr auf, dass alle drei Frauen sich vielmehr den sexuellen Wünschen ihrer Männer unterordnen, bzw. sich bewusst von Männern abhängig machen. 416 Seiten, die ich mir wirklich hätte schenken können.

Als ich „Der Anhalter“ von Garwin van Werf beendet habe, war ich erstmal etwas schockiert – genauer gesagt, habe ich mich gefragt, was für ein verrücktes Buch ich da gerade gelesen habe. Dieser abwegige und wirklich verworrene Plot hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen – ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen (obwohl ich hätte lernen müssen). Die Art, wie van Werf Spannung aufbaut und diese aufrecht hält, war sehr faszinierend zu lesen. Allerdings muss ich hier kritisieren, dass ich mir die Rolle des Anhalters relevanter vorgestellt habe. Er spielt zwar innerhalb eines Textes eine zentrale Rolle, doch so richtig bringt er die Handlung nicht voran – er ist vielmehr Mittel zum Zweck.

„Loyalitäten“ von Delphine de Vigan sollte mein zweites Buch der Autorin werden. Nachdem ich „Nach einer wahren Geschichte“ abgebrochen hab, wollte ich der Autorin noch einmal eine Chance geben: „Loyalitäten“ hat mir letztendlich ganz okay gefallen. Ich fand die Idee, die einzelnen Loyalitätskonflikte und die verschiedenen Perspektiven sehr gelungen gewählt. Allerdings hat mir die Tiefe gefehlt – die Charaktere waren mir persönlich zu flach, sodass mich die Einzelschicksale nicht berühren können. Dadurch wirkte „Loyalitäten“ wenig nach, sodass es recht schnell aus dem Kopf verschwunden ist.


Ein recht langer Beitrag – ich hoffe ihr habt bis hierher durchgehalten.
Habt ihr einen Favoriten oder konnte euch sogar ein Buch überzeugen? Verratet es mir gerne!
Eure Isa.


* Rezensionsexemplar

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