Belletristik,  Rezension

Ein Wochenende – Charlotte Wood

Charlotte Woods Roman „Ein Wochenende“ hatte ich bis vor kurzem nicht auf dem Schirm. Hätte mir der Kein & Aber Verlag nicht zufällig eine Ausgabe zugeschickt, wäre ich wohl auch nicht mehr drauf aufmerksam geworden. Ob es mich überzeugen konnte, erfahrt ihr im Folgenden.


Allgemeine Infos zum Buch

Titel: Ein Wochenende*
Autorin: Charlotte Wood
Übersetzerin: Brigitte Walitzek
Verlag: Kein und Aber
Seiten:
Preis: Hardcover (22€), E-Book (17,99€)

Zum Inhalt

Unterschiedlicher hätten die Leben der vier Freundinnen kaum verlaufen können, und doch bleiben sie sich über die Jahrzehnte hinweg treu: Jude, die kultivierte Gastronomin, deren Affäre mit dem verheirateten Daniel schon fast so lange währt wie der Freundeskreis; Adele, einst gefeierte Schauspielerin, die eben von ihrer Freundin verlassen wurde; Wendy, die feministische Intellektuelle, der das Verständnis für die eigenen Kinder nicht so leichtfällt wie das Schreiben komplexer Bücher; und schließlich die warmherzige, fürsorgliche Sylvie, der Kitt der Gruppe. Als Sylvie stirbt, wird den drei anderen klar, dass sie ohne ihre Freundin neu definieren müssen, was sie zusammenhält. An einem gemeinsamen Wochenende in Sylvies altem Strandhaus fördern allzu viel Wein und ungebetene Gäste zudem ein wohlbehütetes Geheimnis zutage, das ihre jahrelange Freundschaft auf die Probe stellt.

Meine Meinung

Der Klappentext von „Ein Wochenende“ konnte mich sofort überzeugen. Ich rechnete mit vier Frauen, die alle im Alter zwischen 30-50 sind. Eine der vier Frauen stirbt und die Restlichen müssen sich eingestehen, dass sie zu unterschiedliche Leben führen. Silvie war ihr Bindeglied – ohne sie scheint die Freundschaft der Frauen zu zerbrechen. Und mit dem Alter der Protagonistinnen entstand für mich das erste Problem. Das liegt nicht unbedingt an meinem Erwartungshorizont oder an dem Roman per se, sondern vielmehr an meinem eigenen Alter. Die Protagonistinnen sind ca. 70 Jahre alt. Ihre Lebenserfahrung, ihre Sorgen und Wünsche fühlten sich für mich persönlich unendlich fern an. Das würde zumindest erklären, warum mich „Ein Wochenende“ nur kaum berühren konnte. 

Obwohl ich mich für „Ein Wochenende“ zu jung fühle, fand ich Woods Roman literarisch betrachtet wirklich gut. Die Zerrissenheit der Freundschaft, die erst durch den Tod einer Freundin offensichtlich wird, scheint aus dem Leben gegriffen worden zu sein. Auch die Angst vor dem Tod, den Silvies Ableben ausgelöst hat, ist faszinierend zu lesen. Es hat mich immer wieder an meine eigene Oma denken lassen, die in ihrem Freundeskreis mittlerweile eine der letzten Lebenden ist. Aber auch die unterschiedlichen Lebensentwicklungen, die jede der Einzelnen durchgemacht haben, prägt ihr Leben und ihr Charakter. Ihre Unterschiede einten sich jedoch in der Freundschaft zu Silvie – als Ganzes funktionierten sie immer wieder perfekt. Doch wie soll es ohne sie weitergehen? Hat die Freundschaft eine Zukunft und kommen beim gemeinsamen Wochenende Informationen zu Tage, die besser unausgesprochen geblieben wären?Affären, Selbstzweifel, finanzielle Sorgen oder Probleme mit den eigenen Kindern – all das integriert Woods gekonnt in ihren Roman. Ich denke, um die gesamte Raffinesse des Romans verstehen zu können, benötigt man ein gewisses Alter oder eine gewisse Reife – ist dies vorhanden, kann „Ein Wochenende“ ein sehr aufschlussreicher Roman sein, der gleichzeitig unterhält und auch Wege aufweist. 
„Ein Wochenende“ war nicht das, was ich erwartet habe, aber trotzdem mochte ich es auf seine Art – auch wenn es mich emotional nicht einfangen konnte. Sprachlich konnte es auf jeden Fall sehr überzeugen – besonders die Rückblicke in die Vergangenheit gaben der Handlung und den Figuren eine gewisse Tiefe. 

Falls ihr „Ein Wochenende“ gelesen habt, würde mich eure Meinung sehr interessieren! Ging es euch ähnlich oder habt ihr ganz andere Erfahrungen mit Woods Roman gemacht?

Eure Isa. 


*Rezensionsexemplar

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