Belletristik,  Rezension

|Rezension| Der große Sommer – Ewald Arenz

Nachdem mir im letzten Jahr „Alte Sorten“ von Ewald Arenz besonders gut gefallen hatte, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass sein neuer Roman „Der große Sommer“ im März 2021 erscheinen wird. Ähnlich zu seinem ersten Roman versuchte er sich erneut an einem Coming of Age Roman – diesmal allerdings mit einem männlichen Protagonisten.


Der große Sommer
von Ewald Arenz
erschienen im Dumont Verlag
Hardcover (20€) | E-Book (14,99€)
320 Seiten


Der Inhalt

Ein Mann, Friedrich, läuft über einen Friedhof und fragt sich, wie er zu dem geworden ist, der er heute ist: Alles beginnt damit, dass er mit 16 Jahren in die Nachprüfungen muss, um versetzt zu werden. Das heißt, kein Urlaub mit der Familie. Als sei das nicht schon schlimm genug, verdonnert ihn seine Mutter zum Lernen mit dem Großvater. Frieder ist entsetzt: ausgerechnet mit dem Großvater, den er bis vor ein paar Jahren noch siezen musste! Sein einziger Trost ist Nana, seine Großmutter. Und Beate, das Mädchen in dem flaschengrünen Badeanzug, das er an einem der letzten Tage vor den Ferien im Schwimmbad kennengelernt hat. Allen schrecklichen Ahnungen zum Trotz lernt er seinen Großvater in den darauffolgenden Wochen mit neuen Augen zu sehen, erfährt von der Liebesgeschichte der Großeltern und erlebt selbst die erste große Liebe. Ein perfekter Sommer, wäre da nicht sein bester Freund Johann, meist souverän und cool, tatsächlich aber ein komplizierter Mensch. 

Neben Benedict Wells Roman „Hard Land“ wohl der Coming of Age Roman der Saison

Coming of Age Romane scheinen immer zu gehen, denn vermutlich jede*r von uns, hat viele der Emotionen in Bücher beschriebenen Emotionen ähnlich durchlebt. So versucht auch Ewald Arenz sich an erneut an solch einem Roman. In „Der große Sommer“ steht der Protagonist Friedrich im Zentrum der Handlung: Die Versetzung in Gefahr, die erste große Liebe, Freundschaft und ersten Erfahrungen mit Trauer und Tod – all dies wird Friedrich in einem Sommer durchleben und wir als Leser*innen sind mit dabei. Obwohl die Handlung viel Möglichkeit für einen spannenden und besitznehmenden Beginn aufweist, startet der tatsächliche Plot recht langsam und zäh – Spannung scheint im ganzen Buch nicht recht aufzukommen, wodurch die Handlung vor sich hin plätschert und große Plotwendungen, die die Leser*innen überraschen könnten, bleiben aus. Die Entwicklungen, die Arenz innerhalb seines Buches darstellt, sind allerdings konsequent und nachvollziehbar und auch das, was Friedrich erlebt, könnte so oder so ähnlich im Leben eines Jugendlichen geschehen.

Sprachlich greift Ewald Arenz, ähnlich zu „Alte Sorten“, auch diesmal wieder auf eine durchaus vulgäre Sprache zurück, die mir prinzipiell recht wenig ausmacht. Wenn allerdings ableistische Wörter reproduziert werden, dann vergeht mir mittlerweile etwas die Lust am Weiterlesen. So benutzt Arenz zweimal das Wort „Spasti“ als Beleidigung – einen Ausdruck, der betroffene Menschen unnötig verletzen kann. Auch wenn der Text nicht in der aktuellen Zeit spielt, sollten Autor*innen auf solche Begriffe verzichten – zumal die deutsche Sprache genügend Alternativen bietet, die bestimmte Personengruppen nicht verletzen.

Das klingt jetzt alles negativer, als ich es während dem Lesen empfunden habe. „Der große Sommer“ war für mich in Ordnung – ich hatte einige gute Lesestunden, aber vollends konnte es mich einfach nicht überzeugen. Dafür gab es für mich einfach zu viele Punkte, die mich gestört haben. Vielleicht bin ich mittlerweile auch einfach zu alt für Coming of Age Romane – vielleicht können mich die jugendlichen Probleme einfach nicht mehr packen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass „Der große Sommer“ viele begeisterte Leser*innen finden wird. Für mich kam es allerdings nicht an „Alte Sorten“ heran.


Falls ihr euch allerdings dazu entscheiden solltet, „Der große Sommer“ zu lesen, dann würde ich euch ans Herzen legen, dies im Sommer zutun – dann kommt das Sommerfeeling, die erste große Liebe und die Probleme, die mit dem Heranwachsen einhergehen, viel besser herüber.


Eure Isa.

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