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Lesemonat – FEBRUAR

Mittlerweile ist der März schon wieder halb vorbei und ich habe es immer noch nicht geschafft, euch meinen Lesemonat Februar zu zeigen. Dies möchte ich mit dem heutigen Beitrag ändern, denn der Februar brachte einige Bücher hervor, die mich auf ihre ganz eigene Weise überzeugen konnten. Insgesamt acht Bücher und 2167 Seiten habe ich gelesen – der März läuft aktuell nicht mal ansatzweise so gut.
Welche Tops und Flops ich im Februar gelesen habe, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen:



Was wir sind – Anna Hope
Unter Wasser Nacht – Kristina Hauff
Der große Sommer – Ewald Arenz
Kindheit – Tove Ditlevsen
Noah – Takis Würger
Die Harpyie – Megan Hunter
Heimkehren – Yaa Gyasi
Töchter – Lucy Fricke


Bücher wie „Was wir sind“ von Anna Hope sind solche, die mich in meinem aktuellen Alter einfach ansprechen. Die Konstellation aus drei Freundinnen, die ganz unterschiedliche Lebensweise anstreben (Mutterschaft, ausbleibende Schwangerschaft und bewusste Entscheidung kinderfrei zu bleiben) und trotzdem sich gegenseitig unterstützen, ja sogar Verständnis für die jeweilige Entscheidung aufbringen. Dabei weist Hope einige feministische Züge auf und zeigt deutlich, dass jede Lebensentscheidung für die entsprechende Person die richtige sein kann, auch wenn es von der Gesellschaft zunächst nicht als solches akzeptiert wird. „Was wir sind“ von Anna Hope ist wohl mein persönliches Highlight des Monats – ein Buch, dass ich euch gerne ans Herz legen möchte.

„Unter Wasser Nacht“ von Kristina Hauff hatte mich beim Sichten der Vorschauen sofort angesprochen, sodass ich es einfach haben und lesen musste. Dank Vorbestellung konnte ich es bereits am Wochenende vor Erscheinen lesen und musste für mich selbst feststellen, dass meine Hoffnung nicht ganz erfüllt wurde. In „Unter Wasser Nacht“ wird – zwischen den alltäglichen Dramen zweier Familien, die einst befreundet waren – der Tod eines Jungens aufgeklärt. An und für sich eine gute Plotidee, zumal die Frage im Raum steht, ob einer der befreundeten Nachbarn am Tod des Jungen schuld ist. Doch im Verlauf des Buches verwischen die Charaktere, sodass keine richtige Entwicklung festzustellen ist. Am Ende steht die Frage im Raum, welche handelnde Figur welche Geheimnisse hat und welche Auswirkungen dies auf Aarons Tod haben. Gut geeignet für zwischendurch oder im Sommer auf dem Balkon, aber nichts, was lange nachhallt.

„Der große Sommer“ von Ewald Arenz erscheint am 26.03.2021. Dann wird auch meine Rezension online gehen. So viel vorab: „Alte Sorten“ hat mir letztens Jahr richtig gut gefallen, „Der große Sommer“ konnte da für mich leider nicht herankommen – zu den Gründen bald mehr.

Bereits in meiner Rezension zu „Kindheit“ von Tove Ditlevsen habe ich euch die Gründe niedergeschrieben, warum ich dieses Buch so sehr mag und warum ich hoffe, dass noch viele mehr diese Reihe für sich entdecken werden. Ditlevsen fängt die Stimmung der damaligen Zeit gekonnt ein und zeigt deutlich, welche Schwierigkeiten ein Mädchen damals wie heute hat(te), wenn es nicht den gesellschaftlichen Konventionen entsprechen möchte, sondern vielmehr ihren eigenen Weg (im Falle Ditlevsen das Schreiben und Dichten) gehen möchte. Sehr lesenswert.

Damals als Takis Würgers Roman „Stella“ herauskam, war ich zunächst auch sehr angetan von der Idee. Nachdem ich mich allerdings tiefer in die Thematik eingearbeitet und die Biografie zu Stella Goldschlag von Peter Wyden gelesen hatte, musste ich mir eingestehen, dass meine anfängliche Meinung äußerst problematisch war. Dementsprechend war ich seinem neuen Buch „Noah“ von vorneherein kritisch gegenüber gestellt. Denn auch in „Noah“ behandelt Würger den Holocaust – nur diesmal schreibt er das nieder, was ihm ein Betroffener geschildert hat: Noah Klieger. In diesem Zusammenhang hat Würger mit einer Aussage recht – dieses Geschichte muss erzählt werden, denn in „Noah“ erfahren wir nicht nur, was Klieger im KZ erlebt hat, sondern auch was in seinem Leben darüber hinaus geschehen ist. Besonders relevant wird dieses Buch dahingehend, dass Noah Klieger 2018 gestorben ist, sodass er seine Geschichte selbst nie wieder erzählen kann.
Auch wenn es einen Beigeschmack hat, dass Takis Würger die Lebensgeschichte von Noah Klieger niedergeschrieben hat, scheint er aus seinen Fehler gelernt zu haben. Entgegen „Stella“ weist „Noah“ über kommentierende Nachwörter auf, die die einzelnen Schilderungen nicht kommentarlos stehen lassen, sondern diese Einordnung und etwaige Abweichungen erklären. Nur bei den bibliografischen Angaben hakt es wieder einmal – ein Aspekt, der etwaige Quellen seriöser und leichter auffindbar machen würden.

„Die Harpyie“ von Megan Hunter (Rezension) ist eins der Bücher, die mich an mir selbst haben zweifeln lassen. Die ersten Seiten des Buches sind fesselnd geschrieben, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Ein Mann, der seine Frau betrogen hat und die als Wiedergutmachung ihm dreimal Schmerzen zufügen darf. Wie genial die Idee des Plots klingt. Und dann kam das Ende: Es ist schlüssig, es ist vielleicht auch sinnvoll, aber mich hat es gestört und tatsächlich hat es mir auch etwas das Buch zerstört. Denn diese Entwicklung hat für mich nicht zur Entwicklung der Protagonistin gepasst. Es war mir etwas zu viel des Guten. Falls ihr „Die Harpyie“ lesen solltet – was ich euch prinzipiell empfehlen möchte – dann ignoriert das Ende oder macht euch einfach keine Gedanken darüber. Denn so wie es scheint, war ich nicht die Einzige, die darüber gestolpert ist.

„Heimkehren“ ist eins dieser Bücher, dass man gerne vielen Menschen empfehlen möchte. Zwei Schwestern, die in Afrika des 18 Jahrhunderts aufwuchsen und ganz unterschiedliche Wege einschlugen. Während die eine einen britischen Soldaten heiratet, wird die andere versklavt und nach Amerika verschifft. Es ist eine ganz andere Erfahrung, wenn die Gegensätze gegenübergestellt werden und wir als Leser*innen die fortlaufende Geschichte der Familie in den folgenden Generationen kennenlernen können. Ein Buch über die Sklaverei, das auf eine neue Art emotional und zugleich sehr lesenswert ist. Auch wenn ich jedes Mal innerlich zusammenzuckte, wenn das N-Wort benutzt wurde – da würde mich sowohl die Meinung von Betroffenen als auch die Umsetzung in der Originalsprache sehr interessieren.

Mein Flop des Monats: „Töchter“ von Lucy Fricke. So schnell ist wohl noch nie ein Buch bei mir wieder ausgezogen. Eigentlich sollte es eine neue Runde unseres privaten Leseclubs werden, doch recht schnell mussten wir feststellen, dass uns allen das Buch nicht so recht zusprach. Mir hat vor allen Dingen diese unrealistische Art des Plots absolut nicht zu gesagt. Zwei Frauen, die mit dem Vater der einen in die Schweiz fahren wollen, damit er dort endlich sterben kann und am Ende finden wir uns in Griechenland wieder? Schreibstil, Charaktere (+ entsprechende Entwicklungen) und verschiedene Plotstränge – alles ein bisschen zu viel des Guten. Es mag vielen gefallen haben, für mich sollte es einfach nicht passen.


Eine bunte Mischung aus verschiedenen Themen und Genres – damit wäre der zweite Lesemonat des Jahres vorüber. Gleichzeitig füllt es sich so an, als wäre das Jahr auch schon wieder halb vorüber. Aufgrund von Corona und den entsprechenden Regeln ist mein Zeitgefühl komplett aus seiner Bahn geratet. Und obwohl sich alles unwirklich anfühlt und es so wirkt, als würde man nichts wirklich auf die Reihe bekommen, habe ich in einem Jahr Pandemie 71 Bücher gelesen – was sich auch irgendwie unwirklich anfühlt. Merkwürdige Zeit.

Eure Isa.

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