Belletristik,  Rezension

Die Vergessenen – Ellen Sandberg

Manchmal gibt es Situationen, in denen ich Bücher zur Seite lege, weil es gerade einfach nicht passt und ich dem Buch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eine Chance geben möchte. Viel zu oft landen sie dann in der Versenkung und ich greife nicht mehr danach. So erging es auch „Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg – eine meiner ältesten SUB-Leichen. Bis vor kurzem!


Allgemeine Infos zum Buch

Titel: Die Vergessenen
Autorin: Ellen Sandberg
Verlag: Penguin
Seiten: 512
Preis: Paperback (13€), Taschenbuch (10€)

Zum Inhalt

1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.

2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat …


Meine Meinung

Vor ca. 2 Jahren las ich zum ersten Mal in „Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg. Obwohl ich die ersten 80 Seiten bereits gelesen hatte und es mir auch prinzipiell zusagte, habe ich es damals beiseite gelegt und zunächst unterbrochen, um es später endgültig abzubrechen. Durch einen Zufall hatte ich kürzlich die Möglichkeit, es in einem Buddy-Read „noch einmal“ zu lesen und somit endlich von meinem SUB zu befreien.

Perspektivenwechsel – besonders wenn einer davon in der Vergangenheit liegt – mag ich sehr gerne. Auch Ellen Sandberg setzt in „Die Vergessenen“ auf verschiedene Perspektiven. So begleiten wird Manolis (Privatdetektiv), Kathrin (Krankenschwester) und ihre Nichte Vera (Journalistin). Besonders gefallen hat mir Kathrins Perspektive – sie spielt in der Zeit des Nationalsozialismus – auch wenn ich nicht all ihre Handlungen zu 100% nachvollziehen konnte. Besonders dann nicht, wenn ihr Geheimnis in der Gegenwart Stück für Stück aufgedeckt wird und das ganze Ausmaß ihrer Handlungen zum Vorschein kommt. Dieses Geheimnis, bzw. die Akten, die damit zusammenhängen, sind der zentrale Gegenstand der Handlung, die sowohl Manolis als auch Vera haben möchten – nur eben aus ganz unterschiedlichen Gründen. An dieser Stelle wird es für mich auch ein wenig problematisch, denn „Die Vergessenen“ wird als Roman beworben, doch vielmehr sind Krimi und Ermittlungssequenzen innerhalb dessen zu finden. Leider wurden die Ermittlungserfolge nicht nur durch Spannung eingeleitet, sondern vielmehr durch Zufälle herbeigeführt. Wichtige Etappen innerhalb des Romans passieren mir persönlich zu willkürlich – die Problematik wurde zu leicht gelöst. Obwohl mich der Aufbau des Plots und die Entwicklung der Figuren zum Teil wirklich gestört haben, mochte ich den Schreibstil von Ellen Sandberg sehr. Es ließ sich flüssig lesen und ich habe den Vergangenheitskapiteln entgegen gefiebert, denn das Thema, das Sandberg hier anspricht, nimmt viel zu selten eine Rolle in Romanen ein: Kinder-Euthanasie im Dritten Reich. Auch wenn ihre Grundhandlung, so wie sie es selbst im Nachwort beschreibt, fiktiv ist, finden sich dennoch einige wahre Hintergründe, die im Dritten Reich so oder so ähnlich durchgeführt wurden.

Thematisch konnte mich „Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg überzeugen. Ich mochte ihre Sicht auf die wichtige und häufig verschwiegene Thematik Ihre literarische Ausarbeitung konnte mich allerdings nicht vollends überzeugen. Interessant zu lesen, aber mit wenige Aha-Momenten.

Eure Isa.

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