Belletristik,  Rezension

Kurt – Sarah Kuttner

„Kurt“ – ein Buch, dass ich eigentlich nicht lesen wollte. Sarah Kuttner stellte ihr neuestes Werk in „Gottschalk liest?“ vor. Eine neue Literatursendung des ZDFs mit, wie sollte man es auch anders erwarten bei dem Titel, Thomas Gottschalk. Irgendwie wurde ich nicht so recht warm mit der Tatsache, dass Gottschalk eine Literatursendung moderiert und das „Kurt“ darin vorgestellt wurde. Nachdem Cindy von seiten.hiebe aber so überschwänglich von diesem Buch geschwärmt hat – ich vertraue ihrem Buchgeschmack fast blind – wollte ich „Kurt“ eine Chance geben. Im Nachhinein bin ich um jede der 240 gelesenen Seiten glücklich, denn „Kurt“ ist ein hochemotionales, wertvolles Buch.


Titel: Kurt
Autorin: Sarah Kuttner
Verlag: S. Fischer Verlag
Seitenzahl: 240
Preis: Hardcover (20€), E-Book (16,99€)
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Zum Inhalt

»Ich bin mit zwei Kurts zusammengezogen. Einem ganzen Kurt und einem Halbtagskurt. Jana und Kurt haben sich entschieden, dass sie ihr Sorgerecht teilen, vor allem wenn Kurt schon extra aufs Land zieht. Und so pendelt das Kind nun wochenweise zwischen seinen beiden Oranienburger Zuhauses hin und her: zwei Häuser, zwei Kinderzimmer, unterschiedliche Regeln und alle Menschen, die er liebt.
Und dann bin da noch ich.«

Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, deren Zentrum in Trauer implodiert.

Meine Meinung

„Kurt“ ist noch nicht richtig zugeklappt und ich schreibe meine Rezension – eigentlich ziemlich untypisch für mich, denn normalerweise lass ich meine Gedanken immer erstmal sacken. Bei „Kurt“ ist das anders. Meine Gefühle müssen raus, auf Papier oder eben auf meinen Blog, denn „Kurt“ hat Emotionen in mir hervorgerufen, die ich im Zusammenhang mit diesem Buch nicht für möglich gehalten habe – das ist wohl auch darauf zu schulden, dass ich mich nicht intensiv genug mit dem Thema des Buches auseinander gesetzt habe (ein Blick in die Inhaltsangabe im Inneren des Buches kann da helfen). „Kurt“ ist eine Hommage an alle Eltern, die den Verlust eines Kindes erleiden mussten. Es weist verschiedene Facetten der Trauer auf und lässt einen sprachlos zurück. „Kurt“ wird für mich immer ein Buch sein, auf dass ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicken werde und es wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich „Kurt“ gelesen habe.

Aber warum hat mir „Kurt“ so gut gefallen?

Die Emotionen und Gefühle, die Kuttner mit ihrem wundervollen Sprachstil vermittelt, treffen einen mitten im Herz. Das Gefühl nicht atmen zu können, war allgegenwärtig und wollte nicht so recht verschwinden. Mehr als einmal musste ich das Buch beiseitelegen, weil mir die Tränen in den Augen standen und ich einfach nichts mehr sehen, geschweige denn lesen, konnte. Eigentlich wollte ich auch gar nicht weiterlesen, weil ich tief in mir drin, wusste ich, was da auf mich zukommen wird und ich den kommenden Schmerz nicht ertragen wollte oder besser gesagt, mir nicht sicher war, ob ich ihn ertragen kann. Wenn ein Buch dieses Gefühl erschafft, dann ist es für mich ganz großes Kino. Obwohl ich nicht wollte, dass es zu Ende geht und ich auch eigentlich gar nicht mehr weiterlesen wollte, habe ich Seite um Seite weitergelesen und die Wellen der Trauer auf mich zukommen lassen.

Einerseits bin ich traurig, dass „Kurt“ nur 240 Seiten hat, aber es sind schlussendlich genug Seiten. Sarah Kuttner hat für mich persönlich, das Buch an der richtigen Stelle beendet. Mehr Worte waren nicht nötig, um den Schmerz zu verstehen, ihn in sich aufzunehmen und die sich langsam entwickelnde Hoffnung zu spüren. Aber vor allem bin ich dankbar für diese Geschichte. Dankbar für den Schmerz und jede einzelne Träne. Sarah Kuttner hat mit „Kurt“ etwas ganz tief in mir drin bewegt. Es ist nicht nur eine Geschichte, die so dahinplätschert und vor sich hinvegetiert, nein, sie verändert Einen. Alles dreht sich um die entscheidende Frage: Kann ich nach dem Tod meines Kindes weiterleben und falls die Antwort JA lautet, WIE?

Ihr merkt, ich komme nicht so recht aus dem Schwärmen heraus, aber „Kurt“ ist eine Geschichte, die das Leben gezeichnet hat und tief berührt. Ihr solltet es lesen – habt keine Angst vor der Thematik, es ist schwerverdaulicher Stoff, aber Sarah Kuttner gelingt es, dass Thema halbwegs erträglich zu gestalten. Für mich ein klares Jahreshighlight!

Eure Isa.

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