Belletristik,  Rezension

Das Licht ist hier viel heller – Mareike Fallwickl

Nach Wochen und Monaten voller warten, ist endlich der neue Roman von Mareike Fallwickl erschienen. Ich durfte „Das Licht ist hier viel heller“ bereits vorab lesen und muss wirklich sagen, dass es schwer war, nichts dazu zu schreiben oder zu sagen. Doch heute ist es so weit: „Das Licht ist hier viel heller“ ist offiziell erschienen und ich darf euch endlich verraten, wie es mir gefallen hat.


Allgemeine Infos zum Buch

Titel: Das Licht ist hier viel heller*
Autorin: Mareike Fallwickl
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
Seitenzahl: 384
Preis: Hardcover (24€), E-Book (15,99€)

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Zum Inhalt

Maximilian Wenger war einer der Großen, ein Bestsellerautor, ein Macher. Jetzt steht er vor einem Scherbenhaufen: Niemand will mehr seine Romane lesen, und seine Frau hat ihn gegen einen Fitnesstrainer eingetauscht. In einer kleinen Wohnung unweit von Salzburg verkriecht er sich vor der Welt.
Wengers achtzehnjährige Tochter Zoey plant ihre Zukunft nach ganz eigenen Vorstellungen. Schnell merkt sie, dass sie dabei an ihre Grenzen stößt – und das Erwachsenwerden mit Schmerz verbunden ist.
Dann bekommt Wenger diese Briefe. Obwohl sie an seinen Vormieter adressiert sind, öffnet er sie, und es trifft ihn wie ein Schlag: Sie sind brutal und zart, erschütternd und inspirierend. Wer ist die geheimnisvolle Fremde, die von flüchtigem Glück, Verletzungen und enttäuschter Hoffnung erzählt? Was Wenger nicht weiß: Auch Zoey liest heimlich in den Briefen. Sie hat etwas erlebt, das sich in diesen wütenden Worten spiegelt. Beide, Vater und Tochter, werden an einen Scheideweg geführt, an dem etwas Altes endet und etwas Neues beginnt.

Meine Meinung

War ich zunächst skeptisch und nicht wirklich überzeugt von Fallwickls neustem Roman, konnten mich die letzten Wochen – nach reichlichem Kopfzerbrechen – doch noch überzeugen. Das, was mich anfangs störte, stellte sich im Nachhinein als grandios ausgearbeitet und gekonnt platziert heraus, denn Mareike Fallwickl spricht Themen an, um die vielen AutorInnen einen großen Bogen machen würden – sie hält nicht nur dem Literaturbetrieb per se einen Spiegel vor (natürlich bekommen auch BloggerInnen einen Seitenhieb ab), sondern auch der Gesellschaft allgemein. Genauer gesagt der old white man – im Falle von „Das Licht ist hier viel heller“ Maximilian Wenger. Einst ein erfolgreicher Autor, der seinen alten Erfolgen nach zu rennen scheint und nicht mehr an seine alte Form anknüpfen kann. Dabei spielt nicht nur seine ausbleibenden beruflichen Erfolge eine Rolle, sondern auch seine Scheidung – er steht regelrecht vor dem Scherbenhaufen seines Lebens. Doch anstatt sein Leben zu ändern und alte Lasten abzulegen, benimmt er sich vielmehr wie ein Elefant im Porzellanladen und treibt sein machohaftes Verhalten, dass er auch immer wieder gegenüber Frauen durchblitzen lässt, auf die Spitze. Dabei nimmt er weder Rücksicht auf seine Kinder noch auf die Menschen in seinem Umfeld. Im Fokus steht stets sein neuester Clou. Die Probleme, die sich im Hintergrund abspielen, nimmt er nicht wahr und obwohl Wenger noch einmal versucht, seine Fehler zu korrigieren, werde ich einfach nicht warm mit ihm.

Auch „Das Licht ist hier viel heller“ wird ähnlich wie in „Dunkelgrün fast schwarz“ aus drei Perspektiven beschrieben: Wenger, Marlen und Zoey. Zu Zoey habe ich nach den ersten Sätzen eine Verbindung aufbauen können. Ich mochte sie einfach – ihre freche, schlagfertige Art, ihre starke aber eben auch ihre schwache Seite. Das, was Wenger falsch macht und an Wut in mir auslöst, kann Zoey wieder glätten. So schmerzte es mich auch ungemein, als ich Zoeys Schicksal lesen musste. Ich fragte mich unentwegt, ob sie das schaffen wird oder ob sie daran zerbricht. Zoey entspricht dem, was ich mir unter einer jungen, starken Frau vorstelle, die sich nicht von ihrem Umfeld und ihren Hürden unterkriegen lässt.

Während Zoey versucht mit ihrem Leben klar zu kommen und die Ereignisse zu verarbeiten, lässt Wenger den old white men raushängen, der nur seine eigenen Probleme sieht: seine eigene Karriere. Die Probleme seiner Kinder erscheinen ihm, im Gegensatz zu seinen eigenen, nichtig. In Form von Wenger kritisiert Fallwickl einen entscheidenden Aspekt der Gesellschaft. Unsere Gesellschaft ist zum Teil heute noch so festgefahren, dass Männer, trotz Hindernissen, ihre Ziele erreichen (so scheint es zumindest) und Frauen (im Fall von Fallwickl – Zoey) ihren Platz – besser gesagt ihre Nische – in der Welt finden müssen. Glück wird hierbei auf ganz unterschiedliche Weise aufgebaut.

Aber nicht alles konnte mich überzeugen, denn ein Aspekt hat mich dann leider doch gestört bzw. hätte ich ihn mir gewünscht: ein Triggerwarnung. Fallwickl spricht ein Thema an, dass für einige ein Problem darstellen und Emotionen auslösen kann, die nicht unbedingt notwendig sind. Ich kann verstehen, dass man dies aus Spoilergründen weglässt, doch für Betroffene wäre es eine hilfreiche Info, die zusätzlichen Kummer ersparen kann. Ich werde euch am Ende des Artikels eine kleine Triggerwarnung anhängen – falls ihr Angst habt, dass ihr getriggert werden könnt, schaut gerne nach, ansonsten ignoriert sie einfach.

Für mich persönlich war „Das Licht ist hier viel heller“ ein Erlebnis. Von anfänglichen Zweifeln, hin zu einer Begeisterung. Fallwickls Roman muss wirken – wie in meinem Fall auch gerne mal einige Wochen, aber dann entpuppt sich (ähnlich wie ein Schmetterling) etwas großartiges, über das definitiv nach viel gesprochen wird. An Fallwickls neustem Roman wird man nicht vorbeikommen – dafür werden sich zu viele persönlich angegriffen fühlen (ich bin sehr gespannt, ob und wie das Feuilleton auf dieses Buch reagieren wird. Manch einer wird sich wohl persönlich angegriffen fühlen). Von mir gibts definitiv eine Leseempfehlung!

Eure Isa.


*Rezensionsexemplar


CN: Rape

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